Bibellesen kann so spannend sein! Gerade habe ich Psam 78 gelesen. Was für eine Zusammenstellung von historischen Ereignissen und dramatischen Zuständen im Volk Israel! Asaph – der dieses Lied gedichtet hat – hat ein grosses Anliegen: Seiner Generation und auch der künftigen unbedingt von den grossen Taten Gottes zu berichten, die in der Vergangenheit geschehen sind.

Wunderliste

Und er zählt emsig auf, wie oft das Volk vor oder in unüberwindbaren Schwierigkeiten steckte. Und Gott sie da auch immer wieder auf überraschende und kreative Art herausholte…:

  • 12 Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägyptenland, im Gefilde von Zoan.
  • 13 Er zerteilte das Meer und ließ sie hindurchziehen und stellte das Wasser fest wie eine Mauer.
  • 14 Er leitete sie am Tage mit einer Wolke und die ganze Nacht mit einem hellen Feuer.
  • 15 Er spaltete die Felsen in der Wüste und tränkte sie mit Wasser in Fülle;
  • 16 er ließ Bäche aus den Felsen kommen, dass sie hinabflossen wie Wasserströme.
  • 23 Und er gebot den Wolken droben und tat auf die Türen des Himmels
  • 24 und ließ Manna auf sie regnen zur Speise und gab ihnen Himmelsbrot.
  • 25 Brot der Engel aßen sie alle, er sandte ihnen Speise in Fülle.
  • 26 Er ließ wehen den Ostwind unter dem Himmel und erregte durch seine Stärke den Südwind
  • 27 und ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub und Vögel wie Sand am Meer;
  • 28 mitten in das Lager fielen sie ein, rings um seine Wohnung her.
  • 52 Er ließ sein Volk ausziehen wie Schafe und führte sie wie eine Herde in der Wüste;
  • 53 und er leitete sie sicher, / dass sie sich nicht fürchteten; aber ihre Feinde bedeckte das Meer.
  • 54 Er brachte sie zu seinem heiligen Lande, zu diesem Berge, den seine Rechte erworben hat

Jetzt müsste man doch meinen, dass aufgrund der grossen Wunder Gottes die Israeliten einen besonders grossen Glauben an diesen Wunder-Gott haben müssten. Aber Pustekuchen – der Vergessensquotient entwickelt sich schneller als das Erinnerungsvermögen. Und schürt die Ängste vor Hunger, Tod, Feinden…

Wenn wir Gott vergessen

Mehrmals erwähnt Asaph in seinem Psalmlied die Vergesslichkeit seiner Vorfahren.

11 und vergaßen seine Taten und seine Wunder, die er ihnen erwiesen hatte.

Und dieses Vergessen ist nicht eben mal passiert. Es war kein Kavaliersdelikt, entschuldbar. Dieses vergessen hatte eine innere Ursache: Es hatte mit ihrem Herz und ihrem Denken zu tun, welches beides nicht wirklich auf Gott ausgerichtet war:

8 und nicht würden wie ihre Väter, ein abtrünniges und ungehorsames Geschlecht, dessen Herz nicht fest war und dessen Geist sich nicht treu an Gott hielt,

Danach heisst es noch, sie wollten nicht nach Gottes Gesetz leben, sich seinen guten „Spielregeln“ unterordnen. Und wieder finden wir hier ein biblisches Prinzip: Ungehorsam hat Folgen für einen selber!

Was soll Gott denn noch machen?

Manchmal finde ich es schwierig für Gott. Was kann er denn noch alles tun, um Menschen seine Liebe zu beweisen? Er hilft in Schwierigkeiten. Krankheiten. Finanzproblemen. Beziehungsstress… und vielem mehr. Wir freuen uns. Für kurze Zeit. – Und dann vergessen wir diese geschehenen Dinge, diese Wunder im Alltag.

In der Geschichte des Volkes Israel lässt er dann oftmals erneute Nöte zu. Kriege. Vertreibungen. Will sie aufrütteln. Ihnen trotzdem Gutes tun. Aber das Vergessen hat seine eigene Macht, seine eigene Dynamik.

Und ich?

Genug von den Anderen, die da Defizite haben. Was ist mit mir? Ich könnte gut und gerne als Israeli der alten Zeit geboren sein. Hätte auch  Wunder erlebt. Und sie später wieder vergessen.

Der Psalm 78 aber erinnert mich für die Jetztzeit, etwas gegen das Vergessen zu tun. Gegen mein Vergessen. Und das habe ich angefangen, zu tun.

  1. Zum einen notiere ich mir viel öfters als früher, wenn die Dinge gut laufen. Gott sichtbar und spürbar in mein Leben oder Umfeld eingreift. Gottes Wunder aufschreiben – ein probates Mittel gegen Vergessen.
  2. Dann gibt es noch das Loben, das Anbeten Gottes, um immer wieder dabei an sein bisheriges Wirken zu denken: Ps 103,2: Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!
  3. Die Erlebnisse weitersagen, anderen davon berichten – auch das ist ein gutes Mittel, erlebtes Vertrauen und erhaltene Rettung als Glaubenswachstumshilfe für andere zu benutzen. Und beim Erzählen selber gestärkt zu werden. 1Thess 3,6: Da jetzt aber Timotheus von euch zu uns gekommen ist und uns die gute Botschaft brachte von eurem Glauben und eurer Liebe.

Beispiele

Einer unserer Söhne war vor einigen Jahren ziemlich gehandicapt durch Sportverletzungen. Mehrere Operationen am Rücken. Schmerzen. Schlaflose Nächte. Und der dunkle Blick in die Zukunft: Wie soll das jemals wieder gehen? Beruf? Familie? Kinder? Es war eine recht lange Zeit der körperlichen Grenzen, Schmerzen und des Zukunftsnebels, der sich hartnäckig hielt. – Vor einiger Zeit ging ich zu einem Volleyballspiel, an dem er teilnahm. Teilweise kamen die alten Erinnerungen hoch, wie er so hilflos im Bett lag. Aber jetzt sprang er wie früher, blockte, machte elegant die Aufgabe der Bälle. Als ob er nie krank gewesen wäre. Ein Wunder? Aber sicher!! Vielleicht nicht so ein plötzliches Heilungswunder, wie man es oft so gern hätte. Aber trotzdem ein Wunder. Das möchte ich nie vergessen…

Vor vier Jahren hatte meine Frau undefinierte Bauchschmerzen, trank Tee… Aber hatte kein Fieber. Das alles dauerte einige Zeit. Bis an einen Sonntag Abend. Da sind wir zum Krankenhaus gefahren. Erst wollten sie uns wieder nach Hause schicken, behielten Brita aber dann doch da. Wollten am nächsten Nachmittag operieren. Plötzlich ging alles doch schneller und sie kam zügig unters Messer. Nur gut: vereiterter Blinddarm, der schon aufging. Es wäre ein paar wenige Stunden danach zu spät gewesen… Auch diese Situation gehört ins Fach Dankbarkeit und Wunder.

Ein letztes: Seitdem wir in den Südwesten des Landes gezogen sind, habe ich arbeitsmässig vier Firmenpleiten bzw. Büroschliessungen erlebt. Puh, genau das, was man(n) sich ja gar nicht wünscht. Aber es ging – o Wunder – jeweils ohne einen Tag Arbeitslosigkeit immer weiter. Nee, nee, ich verstehe die Leute nicht, die nicht an Wunder glauben…

„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist“   (David Ben-Gurion, 1973 verstorben, israelischer Politiker)